Samstag, 15. Oktober 2011

Bericht vom 2. OceanLava Lanzarote Triathlon

Seit dem Vorjahr hatte ich mich mit dem Gedanken getragen, einen Triathlon auf der wunderschönen Insel Lanzarote (seit vielen, vielen Jahren meine Lieblingsinsel der Kanaren) zu absolvieren. Dafür gibt es auch einige Optionen: den Ironman Lanzarote (Langdistanz) und den Volcano Triathlon (Olympische Distanz) im Mai, bzw. den 2010 erstmalig ausgetragenen OceanLava Triathlon (Halbdistanz) im Herbst, alle vom gleichen Veranstalterteam um Kenneth Gasque organisiert. 

Langdistanz ist für mich noch kein Thema und der Volcano Triathlon ist insofern nicht optimal, da in diesem Monat ohnehin die Wettkampfsaison in Österreich beginnt. Da der Termin des OceanLava sich mit unserem Herbsturlaub gut kombinieren lässt, entschloss ich mich im Sommer, diesen Bewerb zu bestreiten, galt es doch, die Enttäuschung von meinem ersten Antreten über die Halbdistanz beim Vienna City Triathlon im Mai auszulöschen, wo mein Angriff auf die Halbironman-Distanz sehr abrupt von einer Radpanne beendet worden war. Dieses Ereignis hatte ich während des Rennens immer im Hinterkopf und ging daher kein unnötiges Risiko ein. Hauptziel war Durchkommen, ich hatte ja doch einiges an Aufwand, insbesondere Zeit, in das Projekt "OceanLava 2011" investiert, vor allem im August und September.

Bei der Vorbereitung auf den Wettkampf war die Entscheidung zu treffen, mit dem eigenen Renn-, bzw. Zeitfahrrad anzutreten, oder sich auf der Insel ein Rennrad auszuleihen. Ich entschied mich für das eigene Zeitfahrrad, mußte es also vor dem Abflug zerlegen und Rahmen, Laufräder, Vorbau, Auflieger, Sattel, Pedale etc. möglichst geschickt mit Schaumstoff umwickelt im geliehenen Radkoffer plazieren, sodaß die sensiblen Carbon-Teile beim Transport keinen Schaden nehmen würden. Kleiner Tipp: es empfiehlt sich, mit dem Zerlegen und Verstauen frühzeitig vor dem Abflug zu beginnen, da dies einige Zeit in Anspruch nimmt und man auf unvorhergesehene Hürden stossen kann. Bei mir zum Beispiel waren die Pedale, die man unbedingt runternehmen muss, da man das Rad sonst nicht in den Koffer bekommt, mit einem normalen Inbus-Schlüssel nicht mehr aufzubekommen. Nur einer mit langem Hebel, den mir ein Nachbar freundlicherweise zur Verfügung stellte, konnte die Schrauben lockern.
  






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Fernsehbericht 2010 (spanisch)
Winners' Speeches Video













Swim (1,9 km / 36:25)

Am 8. Oktober um Punkt 8:00 Ortszeit, kurz nachdem es hell geworden war, stürzten sich 198 Triathleten und 5 Minuten später 27 Triathletinnen und 15 StaffelschwimmerInnen mit Neopren in den erfrischenden, ca. 21 Grad kühlen Atlantik. Es galt einen Dreickskurs zweimal zu umrunden, wobei bei einem kurzen Landgang viele euphorisch anfeuernde Zuschauer für gute Stimmung sorgten. Aufgrund des Windes waren die Wellen ein deutliches Hindernis, aber ich kämpfte recht tapfer dagegen an und erzielte trotz sehr vernachlässigtem Schwimmtraining eine für mich tadellose Zeit, da ich mich im Salzwasser ausgesprochen wohlfühle. Beim Ausstieg aus dem Wasser machte ich dann gleich eine für mich neue Erfahrung: aufgrund der Wellen war mein Gleichgewichtssinn anscheinend noch mehr als üblich durcheinander, sodaß ich nach ein paar Schritten  auf dem Weg zur Wechselzone gleichmal eine ordentliche Bauchlandung in den Sand machte. Ich hoffe, dass es davon keine Fotos oder  - noch schlimmer  - Videos gibt ;-) Unter einer Dusche vor der Wechselzone habe ich mich notdürftig wiederhergestellt...

Transition 1 Swim-Bike (5:02)

Bike (90 km / 3:18:35) Strecke

Beim Verlassen von Puerto del Carmen wurden die Wettkämpfer vom äußerst starken Wind begrüßt. Wer Lanzarote kennt, weiß, dass es hier immer windig ist, aber an diesem Tag war er deutlich stärker. Sogar im Aerohelm nahm man ihn als ungewöhnlich laut wahr. Einige Ironman Lanzarote Finisher mehrerer Altersgruppen merkten nach dem Rennen an, daß sie sich an solch anspruchsvolle Bedingungen am Radsplit nicht erinnern könnten. Sieger Sebastian Kienle, der am Rad normalerweise knapp über 2 Stunden für 90km braucht, war diesmal 25 Minuten länger unterwegs, das lässt meine Radzeit gleich in einem anderen Licht erscheinen (ich war zugegebenermassen anfangs doch etwas enttäuscht über meine Zeit). Zum Wind kamen noch ca. 1100 Höhenmeter dazu und eine bis zu 21%-ige Steigung hinauf nach Femes. Dort kam dann aber fast Tour de France Feeling wie bei der Alpen-Etappe nach Alpe d'Huez auf. Zahlreiche Zuschauer feuerten uns mit "Venga, venga!" und "Vamos, mui bien!" lautstark an.

Auch durch die Lavalandschaft in den Montanas del Fuego im Timanfaya Nationalpark herrschte starker Gegenwind. Die Steigung ist dort zwar nicht so extrem wie von Las Brenas nach Femes hinauf, aber ich kam kaum über 10-15 km/h hinaus. Das war der einzige Zeitpunkt, wo ich mich fragte, ob es nicht besser wäre, sich inmitten der Lava neben die Strasse zu setzen und die dort herrschende magische Stille zu geniessen, anstatt sich mit dem übermächtigen Gegner Wind zu duellieren und sich nach einer vermeintlich miserablen Radzeit dann auch noch den Halbmarathon in der Mittagshitze anzutun. Diese Gedanken wurden aber gleich wieder beiseite geschoben, und ich versuchte, mich möglichst klein zu machen, um dem Wind keine Angriffsfläche zu geben.

Eine für mich persönlich kluge Entscheidung war, daß ich vorne auf die breite Zipp-Felge verzichtete, da bei einer Trainingsfahrt eine Woche zuvor ähnlich starker Wind herrschte und das Bike nur schwer kontrollierbar und ein Fahren in Aeroposition kaum möglich war. So nahm ich Kontakt zu Bernd von Planetbikes auf, einem kleinen, aber feinen Radverleih in Puerto del Carmen, der auch schöne Mountainbiketouren organisiert, und er stellte mir kurzfristig ein vorderes Laufrad mit schmaler Felge zur Verfügung. Auch tunte er noch kurzerhand ein paar Einstellungen und ich konnte beruhigt in den Wettkampf gehen. Wie gut die Entscheidung war, sah ich unterwegs mehrmals: viele fuhren meist aufrecht oder neigten sich extrem gegen den Wind, um nicht umgeblasen zu werden.

Transition 2 Bike-Run (1:55)


Run (21.1 km / 1:45:57)

Der Laufsplit war natürlich von der Mittagshitze und Temperaturen jenseits der 30 Grad geprägt. Der um gut eine halbe Stunde längere Radsplit und der ständige Kampf gegen den Wind hat entscheidende Substanz gekostet, die mir vermutlich beim Laufen auf die Zielzeit von 1:35:00 gefehlt hat. Bis km 8 war ich auf Kurs, musste dann aber runterschalten, weil ich auf der welligen Laufstrecke (besonders bergauf) kurz vor einem Krampf in den Waden stand. So kämpfte ich mich mit Cola sehr gut über die Runden, konnte noch eine ganz gute Laufzeit erreichen, einen Landsmann aus Oberösterreich hinter mir lassen und wurde damit zweitbester von drei Österreichern. Zum Zählen der Laufrunden (3x7km) bekam man jeweils bei der Wende (km 3,5/10,5/17,5) ein grünes, gelbes, bzw. pinkes Gummiarmband ans Handgelenk und so konnte man unterwegs sofort erkennen, wer sich gerade in welcher Runde befindet, bzw. ob es noch um eine Plazierung geht.

Mit einer Gesamtzeit von 5:40:56 finishte ich meinen bisher längsten Wettkampf und wurde 13. in der M40-44, bzw. 3. in der M43 (neu eingeführte Jahrgangs-Wertung).

Am Abend danach gab's die Finisher-Party im Cafe la Ola, einem sehr schönen Restaurant mit Meerblick, wo man seine Speicher an einem ausgezeichneten Buffet wieder auffüllen konnte. Zudem wurde auf einer grossen Video-Wall live die Ironman-WM auf Hawaii übertragen. Was für ein Erlebnis, den besten Tri-Profis des Jahres auf die Beine zu schauen und mit vielen gutgelaunten OceanLava-Finishern verschiedener Nationalitäten zu fachsimpeln!

Der OceanLava ist zwar ein anspruchsvoller Event, aber wirklich empfehlenswert, Preis-/Leistungsverhältnis sind sehr gut, die Strecken mit Polizei und unzähligen freiwilligen Helfern perfekt abgesichert und es herrscht eine sehr  herzliche Atmosphäre. Der engagierte und erfahrene Renndirektor Kenneth Gasque begrüßte fast alle persönlich bei der Startnummernabholung und hat (nicht nur) mir nach dem Zieleinlauf gratuliert und gefragt, wie's war. Ein sehr cooler Typ, der Triathlon wirklich lebt! Hier seine Vorstellung des Events.
 
Jetzt heisst's erstmal runterschalten und erholen und dann werden schon Pläne für 2012 geschmiedet. Mal sehen, vielleicht ist ja der OceanLava dann auch wieder in meinem Rennkalender dabei ;-)